Deutsches Schifffahrtsmuseum: Neue Ausstellung, viele Aufgaben, wenig Geld

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven steht vor großen Veränderungen. Mit einer neuen Dauerausstellung und millionenschweren Renovierungsprojekten muss sich das Museum neu erfinden. Doch das ist erst der Anfang.

Von Ulf Buschmann

„Schiffswelten – Der Ozean und wir“ heißt die Mitte Juli neu eröffnete Dauerausstellung des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) in Bremerhaven. Auf rund 2.800 Quadratmetern zeigt sie etwa 2.000 Exponate, darunter ein 34 Meter langes stilisiertes Forschungsschiff. Die Ausstellung im für rund 16,5 Millionen Euro sanierten, 24 Jahre alten Bangert-Bau ist das sichtbarste Zeichen dafür, dass sich das DSM seit einigen Jahren neu erfinden muss.

Doch es ist nicht das einzige Großprojekt der letzten Jahre. Dank einer Finanzspritze von Bund, Land Bremen und Stadt Bremerhaven in Höhe von 42 Millionen Euro konnten die Planer weitere dringende Aufgaben angehen. Allein die neue Schiffsausstellung kostete 10,5 Millionen Euro. Weitere acht Millionen Euro flossen in den Bau des neuen Forschungsdepots. Kleinere Posten umfassten Brandschutz- und Außengestaltungsmaßnahmen.

Deutsches Schifffahrtsmuseum - Scharoun-Bau - Sanierung

Der Scharoun-Bau ist stark sanierungsbedürftig. Allein 36 Millionen Euro dürften die baulichen Maßnahmen kosten. Foto: Ulf Buschmann

Scharoun-Bau: 35 bis 36 Millionen Sanierungskosten

Rund 4,5 Millionen Euro wurden in die Teilsanierung des Scharoun-Baus investiert. Dieser Bau, nach Plänen des Architekten errichtet und 1975 eröffnet, steht seit 2005 unter Denkmalschutz. Er liegt zwischen der neuen Dauerausstellung und der Kogge-Halle, die die 1962 in der Weser geborgene Bremer Kogge beherbergt. Koggenhalle und Scharoun-Bau bilden den historischen Kern des Schifffahrtsmuseums.

Um diesen Zustand wiederherzustellen, müssen viele Millionen Euro nach Bremerhaven fließen. Museumsleiterin Dr. Ruth Schilling nennt in einer Sonderveröffentlichung zur neuen Dauerausstellung 35 bis 36 Millionen Euro. Hinzu kämen weitere zehn Millionen für die Deichbrücke, den Außenbereich und den Neubau der Museumswerkstatt – insgesamt also 46 Millionen, verteilt über mehrere Jahre.

Deutsches Schifffahrtsmuseum - Gezeitenrechner

Der beliebte Gezeitenrechner aus dem Scharoun-Bau gehört zur neuen Ausstellung. Foto: Nicole Werner/DSM/CC BY-SA 4.0

Hier geht es zum Newsletter

Ausgewählte Beiträge schon vor allen anderen lesen?
Keine Problem, trage dich einfach in unseren Newsletter ein.



Deutsches Schifffahrtsmuseum

Schiffswelten: So geht es auf einer Werft zu. Foto: Nicole Werner | DSM/ CC BY-SA 4.0

„Handlungsdruck wird größer“

Ein Konzept für diesen Museumsteil existiert bereits. Im Scharoun-Bau sollen die sogenannten Kontext-Themen der Schifffahrt behandelt werden: Handel, Krieg, Migration, Unglücke, Seenot und Rettung, Navigation und Passagierschifffahrt. Der „Handlungsdruck“, dies alles bald umzusetzen, „wird durch die neue Ausstellung größer“, sagt DSM-Sprecher Thomas Joppig. Er ist optimistisch, dass das Museum das nötige Geld erhält: „Wir sind in guten Gesprächen.“ Da das DSM zur Leibniz-Gemeinschaft gehört und alle sieben Jahre evaluiert wird, soll der Scharoun-Bau bis dahin in neuem Glanz erstrahlen.

Auch vor dem DSM muss sich etwas tun. Das Museum besitzt eine Reihe von Schiffen, die in den letzten Jahren mangels Finanzmitteln verfielen, darunter das Feuerschiff „Elbe 3“. Weder das Land Bremen noch die Stadt Bremerhaven stellten Geld für den Erhalt der Schiffe bereit. Dies hat sich geändert: Land und Kommune überweisen jährlich rund 600.000 Euro für den Unterhalt der Schiffe ans Museum, wobei Bremerhaven 200.000 und das Land Bremen 400.000 Euro beisteuern.

Elbe 3 - Deutsches Schifffahrtsmuseum

Die „Elbe 3“ kehrt nach der Sanierung in den Alten Hafen zurück. Foto: DSM / Annica Müllenberg

„Elbe 3“ für drei Millionen saniert

Für das Feuerschiff „Elbe 3“ gab es eine Sonderzuwendung, sodass es für über drei Millionen Euro saniert werden konnte. Das Geld kam von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft des Landes Bremen und dem Bremerhavener Magistrat. Auch ein Teil des Erbes des Bremerhavener Ehepaars Meyer, das seinen Nachlass dem DSM vermacht hatte, wurde dafür genutzt. Inzwischen ist das Schiff in den Museumshafen zurückgekehrt. Zudem gibt es seit zwei Jahren die „Task Force Maritim“, ein Projekt für Langzeitarbeitslose, die die Schiffe pflegen.

Trotz aller Probleme blicken die Verantwortlichen des Deutschen Schifffahrtsmuseums optimistisch in die Zukunft. Für die Schiffe gibt es Überlegungen, sie an Land begehbar zu machen, sagt Joppig. Auch eine weitere Öffnung für Menschen ohne engen Bezug zur Seefahrt ist geplant: „Wir wollen ein Ort des Austausches werden.“

Mehr zum Thema

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum bietet die Möglichkeit eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) an. Zum Beitrag geht es hier entlang.