Sand in den Hosentaschen

Während der Coronapandemie haben viele Familien ihre Heimat neu entdeckt. Im Warwer Sand in Stuhr-Fahrenhorst haben wir ein Natur-Kleinod gefunden. Es ist zwar leider längst kein Geheimtipp mehr, aber dennoch einer unserer Lieblingsplätze.

Von Daniela Krause

Wenn man barfuß im Sand steht und die Zehen in die warmen, feinen Körnchen gräbt, fühlt es sich an als wäre man am Meer. Dabei ist es nur eine riesige Sanddüne, umgeben von Wald- und Heidelandschaft. Angekommen am Warwer Sand, sind die Kinder nicht mehr zu halten: Die Schuhe fliegen in den Sand, die Socken hinterher – und schon startet der erste Wettlauf vom Hügel hinab bis in die Kuhle, während mein Mann und ich die Picknickdecke ausbreiten.

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Schöne Orte vor der Haustür

„Fahrt doch mal zum Warwer Sand“, den Tipp hatte uns eine befreundete Familie gegeben, als wir während der Coronapandemie auf der Suche nach schönen Orten vor der Haustür waren. Beim ersten Mal waren wir etwas irritiert: „Wo soll denn hier Sand sein?“ Doch da noch genügend andere Eltern dieselbe Idee hatten, hielten wir uns einfach an eine andere Familie: gleich hinter dem Parkplatz links den Hang hinauf, am in die Luft ragenden Wurzelwerk eines Baumes vorbei, hinein in den Wald und immer dem Pfad folgen. Als die Kinder die Düne sahen, waren sie völlig aus dem Häuschen. Kein Wunder, wirkt sie doch wie eine überdimensionale Sandkiste.

Im Warwer Sand können sich Kinder richtig austoben. Foto: Daniela Krause

Sandengel machen

Auch dieses Mal ist es wieder traumhaft. Wir haben den richtigen Moment abgepasst, die Dünen sind fast menschenleer. Hier kann man einfach die Zeit vergessen, die Lütte und den Großen Kind sein lassen. Es ist wirklich faszinierend: Wie schnell kommen sie nach kurzem Vergnügen auf einem Spielplatz zu mir und quengeln: „Mama, mir ist langweilig“. Am Warwer Sand sind sie ganz versunken in ihr Tun, schleppen schwere Äste herbei, um ein „Haus“ zu bauen, buddeln mit bloßen Händen in der Kuhle herum, machen „Sandengel“, graben sich gegenseitig die Beine ein und lachen sich kaputt. Man könnte ewig auf der Decke sitzen und ihnen dabei zuschauen.

Kiefernbäume sind charakteristisch für das Naherholungsgebiet in Fahrenhorst. Foto: Daniela Krause

Aufforstung von Wanderdünen

Bliebe noch die interessante Frage zu klären, wie dieses sandige Natur-Kleinod überhaupt entstanden ist. Das erfährt man, wenn man am Parkplatz einen Blick auf die schon ziemlich verwitterte Hinweistafel wirft. Dort steht, dass der Warwer Sand mit seinen Sanddünen aus der Aufforstung von Wanderdünen hervorgegangen ist, die heute zum großen Teil abgebaut sind. Einige ursprüngliche Bereiche sind jedoch erhalten geblieben. Das Sandabbaugebiet wurde rekultiviert: Man füllte den Boden wieder auf und pflanzte neue Bäume. So entstand das Naherholungsgebiet, das zum Naturpark Wildeshauser Geest gehört und zu jeder Jahreszeit seinen besonderen Reiz hat. Charakteristisch für diesen Ort sind die hohen Kiefern.

Gerne werden solche fertig gebauten Behausungen von den Kindern übernommen und ausgebessert. Foto: Daniela Krause

Beeren naschen am Wegesrand

Bei einem Spaziergang kann man seltene Insektenarten wie Sandbienen, Grabwespen, Jagdspinnen, Sandlaufkäfer und Schmetterlinge beobachten. Wem die Sanddünen alleine noch nicht genügen, der kann sich auf einen der Wanderwege begeben und wilde Brombeeren, Himbeeren oder Blaubeeren vom Wegesrand naschen. So eine Wanderung haben wir mit den Kindern auch noch vor. Bislang endete unsere Tour aber komischerweise immer bei den Sanddünen.

Zeigt her eure Füße! Die sind nach dem Spielen in den Dünen natürlich entsprechend sandig. Foto: Daniela Krause

Ballspiele und Picknick

Zur Krönung unseres heutigen Ausfluges kommt ein Pärchen mit einem kleinen Hund in die Dünen. Der Große darf den Spielball des Hundes im hohen Bogen in die Kuhle werfen. Wie eine Rakete jagt der Hund dem Ball hinterher, um ihn mit einer Vollbremsung zu stoppen. Dann bringt er den Ball zurück, und das lustige Spiel beginnt von vorn. Ein anderes Mal behält er den Ball, und die Kinder müssen sich einen Trick einfallen lassen, um ihm sein Spielzeug wieder abzuluchsen.

So könnte es stundenlang weitergehen, doch jeder schöne Ausflug geht einmal zu Ende. Nach unserem Picknick packen wir die Sachen zusammen und machen uns auf den Rückweg durch den Wald – aber nicht, ohne versehentlich ein Andenken mitzunehmen: Sand in den Schuhen und in den Hosentaschen.

Serie: Mein Lieblingsplatz

In einer losen Serie stellen die Redakteure der Nord West Reportagen ihre Lieblingsplätze vor. Den Anfang hat Ulf Buschmann gemacht. Er kann besonders gut im Stadtgarten Vegesack die Seele baumeln lassen.

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