Darts: Vom Kneipensport ins Fernsehen

Es ist immer eine große Party: Die Darts-WM im „Ally Pally“. Wer nicht in London sein kann, schaut das Event im Fernsehen. Manchmal ist es auch der Startschuss für die eigene Karriere.

Von Andree Wächter

Ab dem 15. Dezember sitzen alle Darts-Fans wieder für knapp drei Wochen jeden Tag vor dem Fernseher: Dann ist die WM. Austragungsort ist der Alexandra Palace („Ally Pally“), London. Vergleichbar mit dem Weserstadion für Werder-Fans. Einer von den Fernsehzuschauern wird Sascha Mendel sein. Diese Übertragungen haben ihn zum Dart-Sport gebracht. Anfang 2020 gründete er den Dartclub Broksen Bouncers. Wenn Corona sie lässt, dann trainieren sie jeden Donnerstag, ab 19 Uhr im „Schlossstübchen“ in Bruchhausen-Vilsen.

Highscore: 180. Drei Pfeile in der Tribel-20, besser geht´s nicht.

Highscore: 180. Drei Pfeile in der Tripel-20, besser geht´s nicht.

Wegen der Pandemie konnten die Clubmitglieder fast gar nicht trainieren. Trotzdem haben sie eine Mannschaft in der Dartliga Nienburg gemeldet. „Das ist eine Spaßliga“, sagt Sascha Mendel. Und ergänzt: „Ich verfolge die Liga schon seit 15 Jahren.“ Die Saison startete am 2. September und dauert bis zum Frühjahr. Mit Stand vom 17. Oktober sind sie in der 3. Liga Tabellenführer. Drei Siege und eine Niederlage stehen zu Buche.

„Das erste Spiel hatten wir gleich mit 3:7 gegen DC Mückenstich aus Schwaförden verloren“, so der Teamleader. Ob sie die Spitze bis zum letzten Spieltag verteidigen können und somit aufsteigen, ist fraglich. „Es kommen noch richtig starke Mannschaften.“ Das Ziel „nicht Letzter zu werden“ scheint aber für den Neuling in greifbarer Nähe zu sein.

Darts: Von 501 auf null

Gespielt wird – wie auch bei der WM – 501 double out: Jeder Spieler startet mit 501 Punkten. Das Leg (drei Legs = ein Satz) gewinnt der Spieler, der zuerst bei null angekommen ist. Allerdings muss der letzte Pfeil im äußeren Ring der Dartscheibe stecken bleiben. Diese Felder bedeuten doppelte Punktezahl.

Aktuell gehören neun Aktive zu den Broksen Bouncers. Einige sind erst seit einigen Wochen dabei. Andere werfen die Pfeile schon seit 15 Jahren. Alter und Geschlecht spielen beim Darts keine Rolle. „Es dürfen gerne noch weitere Spieler und Spielerinnen dazukommen“, so Mendel.

Dartspieler per Ebay-Kleinanzeigen gesucht

Angefangen hat alles Anfang 2020. Kurz vor Corona stellte sich Sascha Mendel die Frage: Es muss doch Menschen in Bruchhausen-Vilsen geben, die Lust auf Darts haben. Per Ebay-Kleinanzeige suchte er Gleichgesinnte. Bevor die Gruppe so richtig loslegen konnte, kam der erste Lockdown. Es folgten weitere Unterbrechungen. Trotzdem sind die Sportler in Kontakt geblieben.

Regelmäßiges Training ist erst seit dem Sommer möglich. An den Abenden gibt es neben dem Spielen auch Übungen. So werden das richtige Treffen der Doppel-Felder oder logische Reihenfolgen geübt. Bei Letzterem geht es darum herauszufinden, welcher Weg für mich der günstigste ist, um auszuchecken, also mit einem Double out das Leg zu beenden. „Das meiste passiert über spielerisches Trainieren“, sagt Mendel. Heißt: Im Trainingsspiel wird an den Zielen gearbeitet.

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Die Profis einmal im „Ally Pally“ live sehen, dies steht vermutlich ganz oben auf der To-do-Liste eines Dart-Fans. Die Broksen Bouncers sammeln fleißig Geld für einen möglichen Trip nach London. Bei einer geworfenen 26 muss man ein paar Cent in ein Sparschwein werfen.

Wenn die Sau voll ist, wird sie geschlachtet. Das Geld könnte dann – vermutlich eher als Anzahlung – für den London-Trip verwendet werden. „Vielleicht werden es auch die German Open“, sagt Sascha Mendel. Warum muss bei einer 26 gezahlt werden? Die Antwort liegt in der Anordnung der Felder auf einer Dartscheibe. Auf „12 Uhr“ liegt die 20, die Nachbarfelder sind die 5 und die 1. Wenn man seine drei Pfeile so wirft, dass sie in diesen Feldern stecken bleiben, hat man in Summe eine 26 geworfen, auch als Bed and Breakfast genannt.

Hintergrund: Es handelt sich dabei um den früheren Standardpreis (26 Pence) für ein Frühstück in einem Gasthaus. Es gibt noch weitere Bezeichnung für die 26: Chips oder Murphy.

Der Pfeil ist auf dem Weg ins Board.

Der Pfeil ist auf dem Weg ins Board.

26 ist bei einem Turnier eine schlechte Punkteausbeute. Die Höchstpunktzahl ist 180. Um diesem Ziel näher zu kommen, benötigen die Spieler die richtigen Pfeile. Welches das richtige Sportgerät ist, findet man nur durch Probieren heraus. Wobei, so die Experten, schwere Pfeile leichter zu werfen sind als leichte Pfeile.

Der Dart-Ursprung liegt in England. Wie es genau entstand, darüber gibt‘s viele Geschichten. Vielen ist es als Kneipensport bekannt. Profis, wie die mehrfachen Weltmeister Gary Anderson, Michael van Gerwen oder wie der 14-fache PDC-Weltmeister Phil Taylor haben den Sport aus der „Schmuddelecke“ geholt. Aber auch lokale Vereine – selbst, wenn sie in einer Gaststätte spielen – setzten auf den sportlichen Aspekt.

Darts-WM: Favoriten gibt es viele

Da die Engländer neben Dart auch gerne wetten, bleibt die Frage: Wer ist der Favorit bei der demnächst beginnenden WM? Neben den üblichen Verdächtigen wie Peter Wright oder Gerwyn Price ist für Sascha Mendel Jonny Clayton ein Favorit. „Es hat bis jetzt eine starke Saison gespielt.“

Zu finden sind die Broksen Bouncers auch im Internet: www.Broksen-Bouncers.de

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