Lindenberg-Musical: Ein Blick hinter den Horizont

Schul-Musical nach Udo Lindenberg: Schüler aus Bruchhausen-Vilsen erleben bewegende Momente in Finsterwalde. Von DDR-Geschichte bis zur großen Aufführung in Bremen – ein Projekt, das Leben verändert.

Von Andree Wächter

Wie sieht die fertige Produktion des Schul-Musicals von Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont“ aus? Eine Antwort bekamen knapp 300 Schüler aus Bruchhausen-Vilsen in Finsterwalde (Brandenburg). Die dort teilnehmenden Schulen sind bereits am Finale des Projekts angekommen. Den letzten Akt bildet die Aufführung des Musicals. Die Schüler der Oberschule (OBS) und des Gymnasiums in Bruchhausen-Vilsen werden in rund einem Jahr das Stück in Bremen aufführen.

Gemeinsam mit 25 Erwachsenen machte sich die Reisegruppe auf den Weg nach Leipzig. Dort war für drei Tage ein Hostel ihre Unterkunft. Am zweiten Tag besuchten sie Finsterwalde. Dort konnte das Team aus Bruchhausen-Vilsen das Musical „Hinterm Horizont“ zum ersten Mal in kompletter Länge in der Schulversion sehen.

Lindenberg-Musical: Ein Blick hinter den Horizont

Vor Beginn der Show konnten sich die Gäste im Foyer der Halle umsehen. Die Medien-AG des Finsterwalder Projektes hatte eine Ausstellung mit Gegenständen aus der DDR-Zeit organisiert. Zu sehen gab es Plakate und Banner aus der Wendezeit, die sie in der Region zusammengetragen hatten. In Finsterwalde waren an der kompletten Produktion zwei Förderschulen, eine Grund- und Hauptschule, eine Oberschule und ein Gymnasium beteiligt. Die Teenager stellten fest: „Man hat nicht gemerkt, wer eine Förderschule oder das Gymnasium besucht.“

Die Musical-Handlung bot viele nachdenkliche Momente, aber auch immer Szenen, in denen gelacht wurde und die Darsteller mit Szenenapplaus bedacht wurden. „Jetzt kann ich mir meine Rolle viel besser vorstellen, weil ich die Handlung verstanden habe“, so die Erkenntnis einiger Darsteller aus Bruchhausen-Vilsen.

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Nachdem das Publikum die Halle verlassen hatte, gab es dann die symbolhafte Staffelübergabe von Finsterwalde nach Bruchhausen-Vilsen mit einem Meet and Greet der beiden Teams. Schnell war das Eis gebrochen und die Bruchhausen-Vilsener stellten viele Fragen und Erfahrungen wurden ausgetauscht. Auch Tipps und Tricks wurden weitergegeben.

Die Finsterwalder Schüler betonten immer wieder, wie schnell die Zeit vergangen sei. „Genießt jede Probe und jeden Moment“, sagt die Jessy-Darstellerin Laura Targatz. Und weiter: „Ich habe erst viel zu spät gemerkt, dass dies die beste Zeit meines Lebens war.“ Weitere Darsteller äußerten: „Jetzt sind wir alle traurig, dass es schon vorbei ist.“ Und immer wieder gab es Dank und tiefe Sympathiebekundungen für die drei Coaches der Udo-Lindenberg-Stiftung.

Arno Köster (rechts) zeigt die Udo-Lindenberg-Abteilung und erzählt Anekdoten aus der Zeit, als Udo sich mit der Regierung der DDR auseinandergesetzt hat. Foto: Müller

Arno Köster (rechts) zeigt die Udo-Lindenberg-Abteilung und erzählt Anekdoten aus der Zeit, als Udo sich mit der Regierung der DDR auseinandergesetzt hat. Foto: Müller

Auch aus dem vorangegangenen Projekt in Pforzheim waren einige Darsteller zur Show angereist. „Das Projekt hat mein Leben komplett verändert. Ich habe gerade ein Stipendium bekommen“, verkündete die Pforzheimer Jessy-Darstellerin.

Kurz vor Projektende sprang der Udo-Darsteller in Finsterwalde ab. Alexandru Gabor aus Pforzheim sprang ein, um das Projekt zu retten. Er war glücklich, die Rolle ein weiteres Mal spielen zu können. Gabor war zu Beginn des Pforzheimer Projektes aus Rumänien eingereist und sprach kein Wort Deutsch. Die Coaches haben ihm die Hauptrolle zugetraut und intensiv mit ihm geübt. Am Ende des Projektes konnte er fließend und akzentfrei Deutsch. Nun steht er kurz vor dem Abitur. „Wahnsinn, dass ihr mit so vielen Leuten gekommen seid. Wenn ihr im nächsten Jahr spielt, muss ich unbedingt nach Bremen kommen“, sagt Alexandru Gabor.

Nach Lindenberg-Musical: Besuch in Leipzig

Am letzten Besuchstag stand für die Reisegruppe noch Deutsch-Deutsche-Geschichte auf der Agenda. Dafür hatte der Wahl-Leipziger und Leiter der Udo-Lindenberg-Stiftung, Arno Köster, viele verschiedene Programmpunkte zusammengestellt. In der „Runden Ecke“, einer ehemaligen Stasi-Kommandozentrale, konnten sich die Jugendlichen über die perfiden Methoden der Stasi informieren. Auch dieser Tagesordnungspunkt hinterließ bei den Teenagern Eindruck: „Krass, wie brutal die Stasi mit den Menschen umgegangen ist“.

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Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig berichteten mehrere Guides den jüngeren Schülern über das Leben und den Alltag in der DDR. In dem Forum haben einige Kids mit Arno Köster eine Ausstellung zum Thema „Hits und Hymnen“ besucht. Dass Udo Lindenberg dort vertreten ist, dürfte klar sein. Ein Stadtrundgang zeigte die Ereignisse der friedlichen Revolution von 1989.

Da sich für das Reise-Team in Bruchhausen-Vilsen mehr als doppelt so viele Schüler angemeldet hatten als in allen anderen Projekten, erklärten sich die Förderer bereit, die erhöhten Reisekosten für die Fahrt aufzubringen. „Die Fahrt ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektes und es ist wichtig, dass das gesamte Team fahren kann“, waren sich alle Verantwortlichen einig.

Schüler recherchieren zu Flucht aus der DDR

Die OBS-Schüler, die nicht nach Finsterwalde gereist waren, beschäftigten sich in Projekttagen mit den Themen: Flucht und Leben in der DDR. Sie recherchierten die verschiedenen Möglichkeiten, die DDR (illegal) zu verlassen. Dazu gehörten Tunnel graben, mit einem Heißluftballon zu fliehen oder über die Ostsee zu entkommen. Kurz wurde auch noch die Pressearbeit in der DDR beleuchtet. So konnten die Teenager Artikel im Stile der DDR-Zeitung „Neues Deutschland“ schreiben. Um einen Eindruck von der Pressearbeit zu bekommen, hatte ein externer Referent einige Ausgaben von „Neues Deutschland“ in digitaler Form mitgebracht.