Zwischen Schule und Uni auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten ist kein Urlaub
Vor dem Studium etwas Geld verdienen: Dies machen viele Teenager. Einen eher ungewöhnlichen Job hat Myriel Kliesch. Sie arbeitet im Kidsclub auf einem Kreuzfahrtschiff.
Von Andree Wächter
Weiße Sandstrände in der Karibik mit Palmen oder ein Spaziergang auf Mykonos – was nach Urlaub klingt, sind für Myriel Kliesch ein paar Stunden Auszeit vom Job. Sie arbeitet auf einem großen Kreuzfahrtschiff. Während ihre Schulfreunde nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen oder als Au Pair ein fremdes Land besuchen, hat Myriel diesen, eher unbekannten Weg eingeschlagen. Im Januar und Februar 2023 war sie für ein paar Wochen zu Hause in Süstedt.
Anfang März geht es wieder an Bord. Dann begleitet Myriel Kliesch eine 60-tägige Weltentdecker-Tour. Von Singapur aus geht es nach Japan, Korea, Dubai und durch den Suezkanal mit dem Ziel Mittelmeer. „Es gibt auch einen Ausflug in die Felsenstadt Petra in Jordanien. Die will ich mir unbedingt ansehen“, sagt Myriel Kliesch.
Wenn sie von dieser Tour zurückkommt und im Herbst ein Lehramtsstudium beginnt, wird Myriel Kliesch knapp 500 Tage auf See verbracht haben. Dabei wird sie seit 2020 rund 40 Länder und 80 Städte gesehen haben. Ihr Fazit: „Man sieht unfassbar viel, lernt viel und mein Englisch ist richtig gut geworden.“
Myriel Kliesch war früher mit ihren Eltern auf Kreuzfahrt und war Gast im Kidsclub. Heute gehört sie dort zur Crew. „Ich habe nach dem Abi gegooglt, wie man dort einen Job bekommen kann.“ Die Antwort: Über die Plattform seachefs.com kann man sich für viele Jobs bei „Mein Schiff“ bewerben. Seachef ist ein Dienstleister für TUI, dazu gehört die Mein-Schiff-Flotte. Es folgte ein Bewerbungsverfahren. Kliesch hatte 2020 Glück und das Verfahren fiel wegen Corona aus.
Um im Kidsclub arbeiten zu können, müssen die Bewerber Erfahrungen in diesem Bereich mitbringen. Dies können sein: Als Babysitter gearbeitet haben, eine Ausbildung als Erzieher, Soziales oder Lehramt studieren. Dieser Job ist nicht nur für Frauen. „Auf den Schiffen sind auch Männer in den Teams.“
Die Arbeitsverträge haben eine Laufzeit von sechs Monaten. „In den Ferien wird das Betreuerteam aufgestockt, dann gibt es auch Zwei-Wochen-Verträge“, sagt Myriel. Genau diese Option macht es für Studenten attraktiv, in den Semesterferien Geld zu verdienen und auch noch dort zu sein, wo andere Urlaub machen. „An- und Abreise werden auch noch bezahlt“, ergänzt sie. Und weiter: „Ich bin erst einmal von Deutschland aus aufs Schiff gegangen.“
Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff ist kein Urlaub
Der Job ist allerdings alles andere als Urlaub. Sieben Tage die Woche sind die Süstedterin und das Team für die Kinder auf dem Kreuzfahrtschiff da. Bevor sie die ersten Jungen und Mädchen betreuen durfte, gab es eine Einarbeitung und einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs für Kindernotfälle. Darüber hinaus gab es Trainings für die verschiedenen Notfälle, also Feuer auf dem Schiff, Mann über Board und wie verhalte ich mich, wenn wir irgendwo gegenfahren?
Insgesamt hat Myriel 15 Trainings durchlaufen. „Alle waren auf englisch“, sagt sie. Bis jetzt hat Myriel noch keinen realen Notfall miterlebt: „Einmal wurde etwas schwimmendes im Meer entdeckt, da wurden alle Crewmitglieder und Passagiere durchgezählt – zum Glück waren alle an Bord.“ Trotzdem ist die Mein Schiff umgedreht und hat zwei Stunden lang das Wasser abgesucht, bevor die Kreuzfahrt weiterging.
Über die Inhalte im Kidsclub müssen sich die Betreuer wenige Gedanken machen. „Es gibt einen Katalog an Aktionen. Dazu kommen noch vorgegebene Thementage wie eine Rallye übers Schiff oder ein Kickerturnier. An welchem Tag wir was machen, ist uns überlassen“, sagt sie. Bei der Schatzsuche können die Aufgaben an das Alter der Kinder angepasst werden. „Kinder bis sieben Jahre begleiten wir dabei von Station zu Station. Ältere dürfen sich allein übers Kreuzfahrtschiff bewegen.“